Der sprechende Kühlschrank ist wohl die bekannteste Vorstellung eines Smart Home. Zumindest noch vor zehn Jahren. Damals hieß das Smart Home allerdings noch nicht Smart Home.

Heute ist das anders. Der Begriff Smart Home hat sich vor allem in den vergangenen fünf bis sieben Jahren fest etabliert. Der sprechende Kühlschrank dagegen findet sich hingegen noch nicht in einem intelligenten Zuhause.

Zweckbau als Vorreiter

Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass sich bislang die wenigsten von uns mit einem Kühlschrank unterhalten wollen. Der Ursprung von Smart Home liegt in der Gebäudeautomation von Zweckbauten. Hier ist die Steuerung von Heizung, Lüftung, Klima (HLK), Verschattung und Beleuchtung seit über 20 Jahren ein etablierter Bestandteil größerer Gewerke. Über das Bussystem KNX kam diese Art der Intelligenz auch in den Privatbereich.

Schub vor fünf Jahren

Zunächst mit vielen Kabeln, bis Informatiker anfingen, über Funksensoren Windows-basierte PCs anzusteuern. Mit der Funktechnik hielt das intelligente Zuhause damit auch in so manches Bestandsgebäude Einzug. So war das Smart Home nicht länger nur für Neubauten oder im Zuge von großen Umbaumaßnahmen interessant. Einen ersten richtigen Schub für den Massenmarkt bekam das Smart Home vor etwas mehr als fünf Jahren, als der Stromanbieter RWE erste kommerziell verfügbare Lösungen über das Fernsehen anbot.

Sicherheit als Grundbedürfnis

Endkundenwerbung bescherte dem Thema Smart Home sehr viel mehr Aufmerksamkeit. Dennoch blieben die Systeme zunächst sehr technisch und der Endkunde hat sie wenig angenommen. Damit begann die Suche nach dem tatsächlichen Kundennutzen. Recht schnell kristallisierten sich drei besondere Nutzen heraus: Energieeinsparung, Prestige (oder auch der „Coolness-Faktor“) und Sicherheit. Besonders der Aspekt der Sicherheit als Grundbedürfnis des Menschen spricht die Verbraucher stark an. Aber auch in der effizienten Nutzung von Energie haben viele das Potenzial erkannt. Damit haben sich die Systeme in den vergangenen drei Jahren verstärkt in diese Richtungen entwickelt.

It’s cool, Man

Und der Coolness-Faktor? Der findet sich heute in Produkten, die ein ansprechendes, modernes Design bieten und sich an verschiedene Wohnumgebungen anpassen lassen. Der größte technische und gleichzeitig prestigeträchtigste Sprung ist jedoch die Steuerung über das Smartphone. Statt über einen großen sperrigen PC oder Laptop kann der Anwender einfach sein Smartphone zücken und über diese kleine Oberfläche sein Smart Home-System steuern.

Schnittstelle Smartphone

Hier zeigt sich eine der wichtigsten Entwicklungen im Smart Home-Markt, die einen erhöhten Kundennutzen bringt: Das Smartphone als Mensch-Maschine-Schnittstelle für die Visualisierung und Bedienung verschiedener Gewerke.

Internet wird gemeinsamer Nenner

Parallel wachsen die einzelnen Gewerke, die sich ursprünglich separat voneinander entwickelt haben, zusammen. Integrierte Systeme verbinden zunehmend die Gebäudeautomation mit Multimedia, lokaler Energieerzeugung und dem intelligenten Stromnetz. Hierfür definieren die involvierten Anbieter standardisierte Schnittstellen. Das Internet wird zum großen gemeinsamen Nenner.

Services für mehr Möglichkeiten

Der Kundennutzen ist mehr ein positiver Nebeneffekt als der Treiber dieser generischen Entwicklung. Im Vordergrund stehen neue Möglichkeiten und bedarfsgerechte Services, die ein übergreifender Datenaustausch über das Internet ermöglicht. Anhand von individuellem Nutzerverhalten und abhängig von Situationen in Echtzeit können diese Services dem Anwender wertvolle Empfehlungen geben. Die Waschmaschine dann anzustellen, wenn der Strompreis gerade günstig ist oder stabiles sonniges Wetter eine schnelle Trocknung der Wäsche verspricht – das ist nur ein einfaches Beispiel für das enorme zukünftige Potenzial von Smart Homes.

Brücke zwischen Gewerken

Diese Richtung schlägt das intelligente Zuhause nicht zufällig ein. Der Grund liegt in der Gebäudetechnik, die vermehrt gewerkespezifische, internetfähige Geräte hervorbringt. Die bewährten Standards behalten dabei ihre wichtigen und optimierten Funktionen für die einzelnen Gewerke wie Heizung/Lüftung/Klima, Licht, Verschattung, Alarmsysteme oder intelligente Strommesser. Gleichzeitig schlagen sie die Brücke zur Datenverarbeitung im Internet. Im Smart Home von morgen werden nicht nur die Haustechnik, sondern auch Gegenstände wie Fenster, Möbel oder Türen über einen Gebäudestandard mit dem Internet kommunizieren. Möglich machen das batterielose Funksensoren, die sich flexibel an den entsprechenden Stellen platzieren lassen und wartungsfrei arbeiten.

Smart Home steht vor der Tür

Damit rückt auch der Durchbruch des Smart Home auf dem Massenmarkt in greifbare Nähe. Bis 2017 werden Lösungen für einzelne Gewerke zunehmend internetfähig sein. Ab diesem Zeitpunkt können die verschiedenen Bereiche eines Hauses über das Internet zum Smart Home zusammenwachsen.

About The Author

Armin Anders is Vice President Business Development at EnOcean. He is one of the five EnOcean founders, an experienced marketing and project manager and an expert for trend markets such as smart home and consumer applications. His personal enthusiasm for the EnOcean world is to establish this exciting and innovative technology, now that it’s out of its infancy, in further versatile mass market applications.

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